Aktuelle Trends: Feng Shui
Ein aktueller Trend im Garten ist Feng Shui. Es handelt sich dabei um eine alte chinesische Philosophie, in der nach dem Einklang zwischen Mensch und Umwelt gesucht wird. Ausgangspunkt aller Überlegungen und Regeln ist das Chi, die Lebensenergie, die unsichtbar allen Erscheinungen innewohnt und im ständigen Fließen erhalten werden muss, damit sie ihre positiven Wirkungen auf das Leben des Menschen ausüben kann.
Der Grundgedanke des Feng Shui ist durchaus positiv zu bewerten. Der Mensch sucht die Verbindung mit dem natürlichen Geschehen draußen, er sucht die Harmonie mit der Natur. In der Gartengestaltung drückt sich das in natürlichen Formen aus. Gerade Wege, spitze Winkel, also steife oder unharmonische Formen werden abgelehnt. Guten Feng-Shui-Gärten wohnt ein Hauch des Lebendigen inne, was der traditionellen westlichen Gartengestaltung mit geometrischen Linien und Formen fremd ist.
Während also diese Suche nach Harmonie in der gestalteten Umwelt etwas ist, was nicht nur unsere Gartenkultur bereichern kann, ist die chinesische Mentalität, die hinter dieser Philosophie immer stärker zum Vorschein kommt, mit Vorsicht zu genießen. Die Unterschiede zu westlichen Gedankenmodellen sind nicht auf Anhieb zu erkennen, gehen aber sehr tief und schließen sich, je weiter man in sie eindringt, gegenseitig aus.
Im Westen war der Mensch ursprünglich Herr über die Natur, und so hat er sich auch gebärdet. Die Umweltschäden, die wir überall sehen, stammen aus dieser Geisteshaltung. Erst durch die Erkenntnis, dass alles in der Natur miteinander zusammenhängt, dass man sich also letzten Endes selbst schadet, wenn man die Natur zerstört, ist ein Verantwortungsbewusstsein gewachsen, das auf die Natur, auf die Umwelt Rücksicht nimmt. Aus der ganzen Tradition heraus stellt sich das aber so dar, dass der freie Mensch sich vom Herrn über die Natur zum Freund der Natur entwickelt, der nun ein liebevolles, freundliches Miteinander, die Förderung der natürlichen Prozesse sucht statt maximalen Profit bei minimalem Aufwand. In der biologischen Landwirtschaft ist diese veränderte Anschauung bereits deutlich zu sehen. Der Mensch selbst bleibt aber frei, weil er nicht die Unterordnung sucht, sondern das Miteinander. In diesem Sinne ist das also ein Fortschritt in der menschlichen Entwickelung.
Der grundsätzliche Ansatz im Feng Shui ist ein anderer. Dort wird davon ausgegangen, dass die Umwelt, die Natur das Leben des Menschen bestimmt. Der Mensch selbst hat es nicht in der Hand, sein Leben frei zu gestalten. Er ist den Einflüssen der Natur unterworfen. Wenn man also etwas in seinem Leben ändern will, z.B. in Bezug auf Gesundheit, Familie, Freunde, Beruf, Wohlstand usw., wie das in den einzelnen Feldern des Bagua zum Ausdruck kommt, dann muss man das auf dem Umweg über die Umwelt tun. Nur wenn die äußere Umwelt Harmonie ausstrahlt, kann auch der Mensch in sich Harmonie finden. Deshalb wird im Feng Shui ein so großer Wert auf Ausgewogenheit in der äußern Gestaltung gelegt.
Es ist eine große Versuchung, sich dieser Mentalität hinzugeben, da man doch durch relativ einfache Eingriffe in seine äußere Umgebung sein Leben stark verändern kann, ohne sich selbst anstrengen zu müssen. Es ist einfach bequemer, ein bisschen Geld für die Veränderung seiner Umgebung auszugeben, die dann auch noch andere durchführen, und sich der Erwartung auf positive Einflüsse hinzugeben, als an sich selbst zu arbeiten. Für den westlichen Menschen ist das ein Rückschritt, er gibt seine Freiheit auf und macht sich freiwillig zum Sklaven der Natur.