Legasthenie ist von der Lese- und Rechtschreibstörung (LRS) zu differenzieren. Im Unterschied zur Legasthenie, die angeboren ist, handelt es sich bei der LRS um eine nicht genetisch bedingte Störung, die durch psychische, physische oder soziale Einflüssen (Scheidung der Eltern, Krankheit etc.) verursacht werden kann. Legastheniker haben schwerwiegende Probleme im Erlernen der geschriebenen Sprache und deren Wiedergabe. Die Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) betont in ihrer Definition, dass Legasthenie – ebenso wie die Dyskalkulie – nicht auf einen Mangel an Intelligenz, die Lernwilligkeit oder andere psychische wie physische Beeinträchtigungen zurückzuführen ist, sondern auf einer genetisch bedingten Teilleistungsstörung der Gehirnfunktion beruht.
Wann handelt es sich um Legasthenie?
Da die Schreib- und Leseschwäche auch durch motorische, auditive, visuelle, kognitive oder psychische Störungen bedingt sein kann, müssen diese Parameter bei einer ersten Diagnose ausgeschlossen werden. Hierzu ist ein Anamnesegespräch mit den Eltern notwendig. Darauf werden ggf. Seh- und Hörfähigkeit, kognitive Leistung sowie Schreib- und Lesefähigkeit getestet. Legasthenie kann vom Arzt dann diagnostiziert werden, wenn festgestellt wird, dass das Kind sehr schlecht schreiben kann, obwohl es eine höhere kognitive Leistungsfähigkeit besitzt. Die Diagnose wird von Kinderärzten oder Ärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie vorgenommen.
Gesetzliche Regeln zur Förderung
Hinsichtlich der Diagnostik sowie der Förderung und Beratung spielt die Schule eine wichtige Rolle. Seit 1978 gilt eine gesetzliche Regelung, welche den Umgang und die Förderung von Kindern mit Lese- und Schreibschwäche festlegt. Zusätzlich ist eine spezifische Förderung durch Diplom-Psychologen, Diplom-Pädagogen, Lerntherapeuten mit einer LRS-Zusatzqualifikation oder einen Logopäden empfehlenswert. Denn die Folgen von Legasthenie oder LRS können die Lebensqualität und Zukunftsperspektiven der Kinder negativ beeinflussen. So leiden viele unter geringem Selbstwertgefühl und Leistungsdruck. Häufig fallen die Schulnoten schlechter aus und damit sinken die Chancen auf eine erfolgreiche berufliche Zukunft.
Individuelle Therapieformen
Um die sehr individuell ausfallenden Symptome zu verbessern, ist die jeweilige Therapieform, welche bei Legasthenie oder LRS angewandt wird, von Kind zu Kind unterschiedlich zu gestalten. Grundsätzlich gilt, dass bei einer Legasthenie die Schulung der Aufmerksamkeit, der Sinneswahrnehmung und die Fehlervermeidung beim Lesen und Schreiben im Zentrum stehen, wohingegen bei der LRS vorwiegend das Lernen der Rechtschreibung therapiert wird. Psychologische Ansätze wie z. B. das Erlernen von Bewältigungsstrategien bei Fehlererfahrungen oder Schulangst werden ebenfalls individuell einbezogen.