Übergewicht

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Als Übergewicht wird ein hohes Körpergewicht in Relation zur Körpergröße bezeichnet. Im engeren Sinne ist damit nur die sogenannte Präadipositas gemeint, im Gegensatz zum schweren Übergewicht , der Fettleibigkeit oder Adipositas . Das medizinische Fachgebiet, das sich mit dem Übergewicht beschäftigt, ist die Bariatrie .

Definitionen

Übergewicht kann auf verschiedene Arten definiert werden, siehe dazu Berechnungsformeln . Durch die unterschiedlichen Erfassungsmethoden ist die Einstufung einer Person als „übergewichtig“ nicht immer eindeutig.

Ursachen

Wesentliche Risikofaktoren sind hauptsächlich:

  • Überernährung
  • Bewegungsmangel (und damit geringer Energieverbrauch )
  • Befriedigungsverhalten (Naschen)
  • hoher Fructose -Anteil stimuliert die Einlagerung von Fetten

Weitere Ursachen können sein:

  • psychologische Faktoren (z. B. Depressionen, Essstörung , z. B. Binge Eating )
  • Nebenwirkung von Medikamenten wie z. B. bei Kortison oder einiger Psychopharmaka wie manche Antidepressiva , Neuroleptika und Phasenprophylaktika . [1] [2]
  • Stoffwechselstörungen
  • Schlafmangel und Nachtarbeit [3]

Verstärkt werden diese Ursachen durch Werbung für energiereiche Nahrungs- und Genussmittel: Alkoholika, Süßigkeiten, Fette, Fertiggerichte, Fastfood, Naschereien, Knabberartikel. WHO und EU wollen dies durch Werbebeschränkungen eingrenzen, besonders in der Jugendwerbung.

Es wirken immer genetische und andere Faktoren lebenslang gleichzeitig, sie stellen keinesfalls alternative Wirkweisen dar.

Ein Hinweis auf eine genetisch bedingte Begünstigung von Übergewicht findet sich in Untersuchungen an getrennt aufgewachsenen Zwillingen („ Zwillingsforschung “). Die untersuchten Zwillinge ähnelten in ihren Gewichtsmerkmalen eher ihren leiblichen Eltern als ihren Adoptiveltern. Andere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass genetische Defekte zu einer verminderten Ausschüttung des Hormons Leptin führen können, welches eine wichtige Rolle bei der Regulation des Hungergefühls spielt. [4]

Entscheidend (und einzige beeinflussbare Faktoren) sind die Lebensverhältnisse, das persönliche Essverhalten und die Bewegungsgewohnheiten. Der Anteil und das Ausmaß des Übergewichtes in verschiedenen Bevölkerungen haben mit der Verfügbarkeit von Nahrung enorm zugenommen, ohne dass entsprechende genetische Veränderungen in diesem Zeitraum möglich waren. Ein Einfluss der Lebensverhältnisse auf das Auftreten von Adipositas kann in jedem Fall gefunden werden.

Für die Ausbreitung des Phänomens „Übergewicht“ sind im Wesentlichen zwei Veränderungen gesellschaftlicher Lebensumstände verantwortlich:

  1. Sehr wesentlich ist die immerwährende und kostengünstige Verfügbarkeit insbesondere von Lebensmitteln mit hohem physiologischem Brennwert .
  2. Die verringerte körperliche Aktivität (Berufsarbeit meist körperlich nicht mehr so belastend, z. B. durch Zunahme der Bildschirmarbeit, in der Freizeit hoher Fernsehkonsum) ist verantwortlich dafür, dass wir einen geringeren Energieverbrauch haben. Die Auswirkungen gelten natürlich für jedes Individuum in unterschiedlichem Maße. Global betrifft es besonders die jetzt heranwachsende Jugend. Die ansteigende Fettleibigkeit der Jugend ist sowohl ein Resultat der hyperkalorischen Ernährung wie auch der zunehmenden Bewegungsarmut. Es wird also mehr Energie verzehrt als benötigt wird.

Nach einer Studie [5] des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung , die an Mäusen durchgeführt wurde, besteht ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Fruchtzucker (Fructose) und Übergewicht, der nicht auf einer vermehrten Kalorienaufnahme beruht, sondern auf einer Beeinflussung des Fett- und Kohlenhydratstoffwechsels. In der Tat konnte auch in einer Untersuchung an Menschen gezeigt werden, dass Fructose vom Körper sehr viel schneller in Körperfett umgewandelt wird als Traubenzucker (Glucose). [6] Die Ergebnisse dieser Studie weisen auch darauf hin, dass eine Fructoseaufnahme die Lipogenese (Fettsynthese) stimuliert und die Einlagerung von Fetten aus der Nahrung steigert.

Dass Nachtarbeit und Schlafmangel zu Übergewicht führen kann, wird zumindest teilweise auf eine Störung des Insulinhaushalts zurückgeführt: in Tierversuchen wurde nachgewiesen, dass Störungen der inneren Uhr bei den Versuchstieren zu Insulinresistenz führte. [3]

Ehe und Partnerschaft

In einer 2007 veröffentlichten Längsschnittstudie über 5 Jahre mit 8000 Menschen inklusive 1200 Paaren im Alter zwischen 12 und 28 Jahren zeigte sich, dass neu verheiratete Frauen und Männer deutlich mehr Gewicht zulegten als Paare, die zusammenlebten, aber nicht heirateten. Am geringsten waren die Gewichtszunahmen bei Singles . Eine Autorin der Studie vermutet, dass die Ehe den Anreiz reduziere, schlank zu bleiben. [7]

Vorkommen von Übergewicht

Übergewicht tritt gehäuft in industrialisierten Ländern auf, wo nur noch wenige Menschen harte körperliche Arbeit verrichten und Nahrung im Überfluss vorhanden ist.

In den Industriestaaten ist Übergewicht weit verbreitet und wird dabei aufgrund des modernen Schlankheitsideals als unästhetisch empfunden.

Die höchsten Zuwachsraten Übergewichtiger an der Gesamtbevölkerung, insbesondere jugendlicher Übergewichtiger in der Altersgruppe, werden jedoch nicht in den gewachsenen Industrienationen erreicht, sondern in den Schwellenländern . Demzufolge ist zu vermuten, dass die globale Übergewichtsexplosion erst noch der nächsten Generation vorbehalten ist.

Deutschland

Bei den folgenden Daten ist von Übergewicht inklusive Adipositas die Rede, das heißt, es sind alle Personen mit einem BMI ab 25 aufwärts gemeint. Das Vorkommen von Adipositas allein (nur BMI ≥ 30) ist gegebenenfalls in runden Klammern angefügt (wenn also der Anteil des Übergewichts mit 20 % angegeben ist und der der Adipositas mit 5 %, dann haben 20 % − 5 % = 15 % der Leute einen BMI von 25–30.).

Zum Vorkommen ( Prävalenz ) von Übergewicht gibt es nach Aussage des Robert-Koch-Institutes (RKI) in Deutschland Daten, die auf körperlichen Untersuchungen basieren: Sowohl im Bundes-Gesundheitssurvey 1998 als auch im DEGS 2008/11 wurde bei 67,1 % der Männer und bei 53,0 % der Frauen ein BMI ab 25 aufwärts gemessen. Allerdings hat sich zwischen diesen beiden Untersuchungssurveys der Anteil der adipösen Übergewichtigen (BMI ≥ 30) erhöht (Männer: 18,9 % zu 23,3 %; Frauen: 22,5 % zu 23,9 %). [8]

Aus Umfragen gewonnene Daten liegen niedriger, da sich die Befragten oft etwas größer und etwas leichter einschätzen, als sie es tatsächlich sind. Bei der im Jahr 2003 erhobenen Mikrozensus-Zusatzerhebung des Statistischen Bundesamtes hatten 57,7 % der Männer und 41,2 % der Frauen ab 18 Jahren einen BMI von 25 oder höher. In der Folgeerhebung 2009 waren es 60,1 % der Männer und 42,9 % der Frauen. [9]

Die Daten des telefonischen Gesundheitssurveys 2003 wurden mit einem Korrekturfaktor zum Ausgleich der Selbsteinschätzung („größer/leichter“) hochgerechnet und kamen damit auf Werte, die den gemessenen sehr nahekommen. [10] In dieser Analyse lag der Anteil der deutschen Erwachsenen mit einem BMI größer als 25 (30) kg/m² bei 65,8 % (17,1 %) für Männer und 52,1 % (19,0 %) für Frauen. Im Durchschnitt sind demnach 58,8 % (18,1 %) aller deutschen Erwachsenen übergewichtig (bzw. adipös).

Der Anteil der Übergewichtigen nimmt stetig mit dem Alter zu. Bei den Männern ist Übergewicht in der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen am meisten verbreitet, bei den Frauen in der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen. [11] [8]

Außerdem korreliert die Verbreitung von Übergewicht und Adipositas mit der Schulbildung: Mit steigender Bildung sinkt der Anteil der Übergewichtigen. Das trifft besonders auf Frauen zu. [12]

Europa

Die Süddeutsche Zeitung , Der Spiegel und andere Medien erregten im Jahr 2007 Aufsehen mit der Behauptung, dass die deutsche Bevölkerung in der EU eine führende Rolle beim Übergewicht einnehme. [13] [14] Die Daten basieren auf einer Zusammenstellung verschiedener Datenquellen, die von der International Association for the Study of Obesity am 23. April 2007 veröffentlicht wurden. [15] Diese Daten weisen jedoch erhebliche Defizite auf und sind zum quantitativen Vergleich der europäischen Länder ungeeignet. Daten aus der Schweiz, Ungarn und der Slowakei stammen von 1992, während die Daten aus Frankreich und Österreich von 2005/2006 stammen. Es gibt keine einheitlichen Erhebungsmethoden, die Daten sind nach eigenen Angaben der Zusammenstellung nicht altersstandardisiert und die Quelle der Daten ist nicht angegeben. So werden hier unter Anderem Umfragedaten mit Messdaten vermischt sowie die Gruppe der 18- bis 25-Jährigen weggelassen, die einen wesentlich geringeren Anteil an Übergewichtigen aufweist. [16]

Nach einem Bericht des Bundeslandes Berlin in Zusammenarbeit mit der EU Kommission von 2010 sind 59,7 % der Bundesbürger übergewichtig. Hier nehmen die Deutschen, nach den Briten, den „zweiten Rang“ in Europa ein. [17] Briten sind zu zwei Drittel übergewichtig. [18]

Insgesamt kann man sagen, dass länderübergreifende Vergleiche äußerst schwierig und „mit Vorsicht zu genießen“ sind.

Übergewicht bei Kindern

Das Robert-Koch-Institut hat von 2003 bis 2006 die Studie Kinder- und Jugendgesundheitsumfrage ( KiGGS ) zur Untersuchung des Gesundheitszustandes von Kindern und Jugendlichen durchgeführt. [19] Aufgrund der kindesspezifischen Altersentwicklung und der damit erzwungenen Variabilität des BMI wurde Übergewicht als das Überschreiten des 90. Perzentils und Adipositas als das Überschreiten des 97. Perzentils einer Referenzpopulation von 1985-1999 definiert. [20] Nach dieser Definition sind in der KiGGS-Population 15,0 % der Kinder in Deutschland im Alter von 3-17 Jahren übergewichtig und 6,3 % leiden an Adipositas. Insgesamt hat sich der Anteil übergewichtiger Jugendlicher (14–17 Jahre) zu Kleinkindern (3–6 Jahre) verdoppelt (17,1 % zu 9,2 %), der Anteil der adipösen Kinder hat sich fast verdreifacht (von 2,9 % zu 8,5 %) und liegt mit dem Anteil der übergewichtigen Kinder gleichauf (8,6 %).

Übergewicht bei Kindern nach KIGGS [21] [22]
Alter Jungen Mädchen
in Jahren  % übergewichtig  % adipös  % übergewichtig  % adipös
3–6 6.4 2.5 6.0 3.3
7–10 8.9 7.0 9.0 5.7
11–13 11.3 7.0 11.6 7.3
14–17 9.0 8.2 8.1 8.9
alle (3–17) 8.8 6.3 8.5 6.4

Legt man die Referenzdaten von 1985–1999 zugrunde, dann ist insbesondere eine markante Zunahme ab Schuleintritt (im Alter von 6–7 Jahren) festzustellen. Es gibt weiterhin keine geschlechtsspezifischen Unterschiede; eine höhere Wahrscheinlichkeit übergewichtig zu sein, besteht bei einem niedrigen sozialen Status (Arbeitslosigkeit, Arbeiter und Migranten) und bei übergewichtigen Müttern.

Internationale Vergleiche sind teilweise schwierig, da unterschiedliche Maßstäbe angelegt werden; z. B. wird vom CDC in den USA das 85. Perzentil (Übergewicht) bzw. das 95. Perzentil (Adipositas) verwendet.

Risikofaktoren, die im Rahmen der Studie erwähnt wurden und einer weiteren Untersuchung bedürfen:

  • genetische Faktoren (elterliches Übergewicht)
  • hohes Geburtsgewicht
  • Schlafmangel
  • geringe körperliche Aktivität
  • lange Zeiten vor Fernseher und Computer
  • Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft
  • übermäßig kalorienreiche Ernährung
  • psychische Faktoren

Krankenkassen und Schulen bieten deshalb vermehrt Programme an, damit Familien ihre Lebensweise umstellen, z. B.:

  • regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten mit Obst, Gemüse, Ballaststoffen (ohne Fett, Weißmehl und Zucker)
  • viel gemeinsame Bewegung und Sport

Die Kinder zum Wassertrinken in der Schule zu animieren half in der Studie „Trinkfit – mach mit!“, den Trend zum Übergewicht abzuschwächen. [23] [24]

Zugleich mehren sich jedoch auch kritische Stimmen. Ein Zusammenhang von kindlichem oder jugendlichem Übergewicht und Folgeerkrankungen ist nicht belegt. Es kann auch (bislang) kein Zusammenhang von kindlicher und erwachsener Fettleibigkeit bewiesen werden: Nicht jedes pummelige oder dicke Kind wird auch ein dicker Erwachsener.

Bedeutung der Körperfettverteilung

In wissenschaftlichen Studien konnte gezeigt werden, dass das „innere Bauchfett“ (Fett im Bauchraum) im direkten Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen steht. Eine Messung des Bauchumfangs gilt als einfachste Möglichkeit, um die Menge des Fettes im Bauchraum zu bestimmen. Ein Bauchumfang über 88 cm bei Frauen bzw. über 102 cm bei Männern weist auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin.

Medizinische Folgeerkrankungen

Es gibt keine Belege, dass Präadipositas ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko darstellt, im Gegenteil geben neuere Untersuchungen des Centers for Disease Control and Prevention Grund zu der Annahme, dass sog. Übergewichtige eine höhere Lebenserwartung als sog. Normalgewichtige haben. Erst bei einer echten Adipositas ( BMI von 30 und darüber) nimmt das Mortalitätsrisiko wieder zu. [25] Eine neue große Metaanalyse ergibt, dass erst ab einem BMI von 35 eine erhöhte Sterblichkeit gegenüber dem Normalgewicht besteht. [26]

Bekannt ist, dass nicht nur das Ausmaß des Übergewichts, sondern auch die Verteilung des Fettgewebes ( Taille-Hüft-Verhältnis ) das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen beeinflusst. So hat die International Diabetes Federation im Jahr 2005 einen erhöhten Bauchumfang als eines der Kriterien für die Diagnostizierung des Metabolischen Syndroms festgelegt. [27]

Folgen von Übergewicht können sein: [28]

  • Kardiovaskuläre Erkrankungen
  • Typ 2 Diabetes mellitus
  • Tumorerkrankungen
  • Metabolisches Syndrom
  • Nichtalkoholische Fettlebererkrankung
  • Hormonelle Störungen
  • Intertrigo , Striae
  • ungünstiger Verlauf der Herzinsuffizienz
  • reaktive Depression und soziale Probleme

Des Weiteren können auftreten:

  • Gelenkschäden (v. a. Kniegelenk) durch erhöhte mechanische Belastung
  • frühzeitiger Verschleiß der Wirbelsäule ( Osteochondrosis intervertebralis )
  • verminderte Zeugungsfähigkeit . 9 kg Gewichtszunahme erhöht die Wahrscheinlichkeit von Unfruchtbarkeit um 10 %. [29]

Übergewicht kann nicht nur psychologisch verursacht sein, sondern kann auch psychosoziale Folgeerkrankungen nach sich ziehen: vielfach fühlen sich Betroffene ausgegrenzt, oder sie grenzen sich sozial aus. Es ist ein Teufelskreis: Um sich nicht mit Fettleibigkeit in der Badehose zu präsentieren, wird beispielsweise weniger (Schwimm-)Sport getrieben.

Maßnahmen der Politik zur Übergewichtsbekämpfung

Die Bundesregierung hat in Deutschland 2007 die Aktion „ Gesunde Ernährung und Bewegung “ gestartet. Ziel ist, die 37 Millionen übergewichtigen oder adipösen Erwachsenen und 2 Millionen Kinder in Deutschland zu einem gesünderen Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu bewegen und dadurch die Verbreitung von Übergewicht nachhaltig zu verringern. Im Zuge der Debatte wurde von einigen Politikern eine Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes für Süßigkeiten auf 19 % gefordert. [30] Der damalige Verbraucherschutzminister Horst Seehofer lehnte eine höhere Mehrwertsteuer für Süßigkeiten jedoch ab. [31]

Im Jahre 2008 hat das Bundeskabinett den Nationalen Aktionsplan IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung verabschiedet. Dieser ersetzt die Aktion Gesunde Ernährung und Bewegung und hat eine Laufzeit bis 2020.

Bekämpfung von Übergewicht

Unzählige Bücher, Zeitschriften, Fernsehsendungen und Websites sind mit dem Thema, wie Übergewicht am effizientesten bekämpft werden kann, befasst. Häufige Ratschläge sind intensive sportliche Betätigung sowie eine Umstellung der Ernährung ( Diät ). Die Ansichten darüber, welche Ernährung die richtige sei, unterschieden sich allerdings von Autor zu Autor. Kritiker bemängeln hierzu, dass – besonders bei ausgefallenen Diäten wie Atkins-Diät und Rohkost – eine ohne ärztliche Aufsicht durchgeführte Diät ein Gesundheitsrisiko birgt.

Hauptsächlich bei schwerem Übergewicht eingesetzt werden nichtinvasive Hilfsmittel wie medikamentöse Appetitzügler oder Medikamente (z. B. Orlistat ) oder Medizinprodukte (Fettbinder im Verdauungstrakt, z. B. L112 ), die die Fettaufnahme verringern sollen oder chirurgische Eingriffe , bei denen das Körperfett entfernt oder der Magen (durch Resektion, Shunt) verkleinert oder das Magenvolumen (durch Ballon oder Ring) verringert wird.

Falls das Übergewicht auf ein krankhaft gestörtes Essverhalten (z. B. Binge Eating ) zurückzuführen ist, haben medizinische Maßnahmen gegen Übergewicht als reine Symptombekämpfung wenig Sinn, wenn nicht gleichzeitig die Essstörung auf psychologischem Weg therapiert wird. Eine mögliche Hilfe stellen Selbsthilfegruppen dar.

Da insbesondere die Reduktion von Kohlenhydraten zu einer Verbesserung sämtlicher kardio-vaskulärer Risikofaktoren beiträgt [32] , scheinen insbesondere Ernährungsformen mit hohem Fett-Anteil und niedrigem Kohlenhydrat-Anteil (sog. Low-Carb High-Fat Diäten) effektiv auch zur langfristigen Gewichtsreduktion zu sein [33] [34] [35] [36] [37] [38] [39] . Auch diverse Meta-Studien unterstreichen die Wirksamkeit Kohlenhydrat-reduzierter Ernährungsformen.

Eine kürzlich durchgeführte Meta-Analyse , welche ausschließlich randomisierte kontrollierte Studien (vom 1. Januar 1980 bis 28. Februar 2005) berücksichtigt und nach der Cochrane Studie [40] [41] veröffentlicht wurde, konnte zeigen, dass kohlenhydratarme, nicht-kalorisch-restriktive Diätens wenigstens so effektiv sind, wie fettreduzierte kalorisch-restriktive Diäten für den Gewichtsverlust im Rahmen eines Jahres. Dennoch sollte abgewägt werden ob gewünschte positive Veränderungen an Triglyceriden und HDL-Cholesterin gegenüber der möglicherweise verschlechternden LDL-Cholesterinwerte wünschenswert sind. [42]

Eine weitere aktuellere Studie (Januar 2000 bis März 2007), welche Low-Carb mit Low-Fat Diäten verglich, zeigte, dass Gewicht, HDL, Triglyceride und systolischer Blutdruck sich signifikant besser entwickelten in den Gruppen, die eine Low-Carb Diät befolgten. Außerdem war die Abbrecherquote bei den Low-Fat-Gruppen höher. Die Autoren schließen auf eine bessere Wirksamkeit von Low-Carb-Diäten für die Gewichtsreduzierung. [43]

Eine Meta-Analyse aus dem American Journal of Clinical Nutrition aus 2013 vergleicht Low-Carb-, mediterrane, vegane, vegetarische, niedrig-glykämischer index-, ballaststoff- und proteinreiche Diäten mit Kontroll-Diäten. Die Autoren folgerten, dass Low-Carb-, Mediterrane, niedrig-glykämischer index- und proteinreiche Diäten wirksam sind, um kardiovaskuläre Risikofaktoren zu verbessern. [44]

Einzelnachweise

  1.  K. Magdeburg, D. Degner: Psychopharmaka und Körpergewicht (PDF; 105,81 KB) Abgerufen am 30. Mai 2010.
  2.  B. Dieckmann, M. Osterfeld und N. Greeve: Nicht nur eine Frage der Disziplin: Gewichtszunahme unter Neuroleptika (PDF; 136,63 KB) In: Psychosoziale Umschau. 04/2004. Archiviert vom Original am 27. September 2007. Abgerufen am 30. Mai 2010.
  3.  a b Gestörter Insulinhaushalt: Warum Nachtarbeit und zu wenig Schlaf dick machen. Focus, 21. Februar 2013, abgerufen am 23. August 2013. 
  4.  Gene, die dick machen: Warum manche Menschen immer Hunger haben. 29. April 2008 Auf: WDR.de
  5.  Neuer Zusammenhang zwischen Fructose-Konsum und Gewichtszunahme entdeckt. Deutsches Institut für Ernährungsforschung, 30. Juli 2007, abgerufen am 22. November 2015. 
  6.  Parks, E. J. et al.: Dietary Sugars Stimulate Fatty Acid Synthesis in Adults. In: J. Nutr. Bd. 138 (2008), S. 1039–1046. PMID 18492831 (Bericht über diese Studie siehe hier)
  7.  Gain a Spouse and you’ll likely gain some pounds, too. In: USA Today. 23. Oktober 2007.
  8.  a b Robert Koch-Institut (Hrsg.): — DEGS-Symposium „Gemessen und gefragt – die Gesundheit der Deutschen unter der Lupe“: Übergewicht und Adipositas in Deutschland: Werden wir immer dicker? Folie 6–9. 
  9.  Statistisches Bundesamt [destatis] (Hrsg.): — Tabellen der Gesundheitsberichterstattung des Bundes. 
  10.  Telefonischer Gesundheitssurvey des Robert-Koch-Instituts zu chronischen Krankheiten und Ihren Bedingungen. Seite 15–16, Berlin 2004.
  11.  Statistisches Bundesamt [destatis] (Hrsg.): — Statistisches Bundesamt, Gesundheit auf einen Blick, 2009, Seite 28-29. 
  12.  Robert Koch-Institut (Hrsg.): — Gesundheit in Deutschland – Datentabellen, 2007, Seite 47. 
  13.  Fettleibigkeit in Europa: Deutsche haben in Moppel-Liga den Bauch vorn in Spiegel Online vom 19. April 2007
  14.  Infografik: Übergewicht und Fettleibigkeit (Frauen/Männer) in 25 EU-Staaten in Spiegel Online vom 19. April 2007 (Datenbasis: IASO)
  15.  Adult overweight and obesity in the European Union (EU25). (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive) (PDF; 96 kB)
  16.  Gerd Marstedt in „Forum Gesundheitspolitik“ vom 24. August 2007
  17.  Übergewicht: Deutsche sind dicke Spitze in Europa auf berlin.de vom 10. September 2010 (Datenbasis: Statistik der EU Kommission)
  18.  Übergewicht ist das neue Normal. sueddeutsche.de, 28. März 2014, abgerufen am 28. März 2014
  19.  B.-M. Kurth, Rosario A. Schaffrath: Die Verbreitung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. In: Bundesgesundheitsblatt. 2007 Mai-Juni; 50(5-6), ISSN 1437-1588, S. 736-743.
  20.  Robert-Koch-Institut (Hrsg.): Referenzperzentile für anthropometrische Maßzahlen und Blutdruck aus der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) 2003 – 2006: Kapitel 5 Body Mass Index (BMI), Seite 32 ff, Berlin 2011. Abgerufen am 16. Januar 2013
  21.  Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (Stand 20. Oktober 2008)
  22.  B.-M. Kurth, A. Schaffrath Rosario:Die Verbreitung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland: Ergebnisse des bundesweiten Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) (PDF; 1,2 MB) Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 5/6, 2007, Tabelle 1, Seite 738, abgerufen am 21. März 2013
  23.  Sich gesund trinken – Ausreichend Wasser beugt Übergewicht vor, Nano, 3sat, 15. Juni 2011
  24.  Studie belegt Nutzen der Aktion, trinkfit-mach-mit.de
  25.  Relative risk of mortality by BMI i. U.S. men. (Balkendiagramm)
  26.  Flegal KM, Kit BK, Orpana H, Graubard BI. Association of all-cause mortality with overweight and obesity using standard body mass index categories: a systematic review and meta-analysis. JAMA. 2013 Jan 2;309(1):71-82. doi:10.1001/jama.2012.113905.
  27.  Metabolisches Syndrom: Neue Definition der IDF. (Memento vom 10. August 2007 im Internet Archive) (PDF; 30 kB)
  28.  Herold, G. Innere Medizin 2011
  29.  National Institute of Environmental Health Sciences, USA.
  30.  Kampf gegen Übergewicht: Politiker wollen Naschsteuer. Auf: Spiegel-Online. 13. Mai 2007.
  31.  Kampf gegen das Übergewicht – Seehofer lehnt höhere Mehrwertsteuer für Süßigkeiten ab. Rheinische Post, 16. Mai 2007, abgerufen am 1. August 2013.
  32.  Obesity Review – Systematic review and meta-analysis of clinical trials of the effects of low carbohydrate diets on cardiovascular risk factors
  33.  Shai I, et al. Weight loss with a low-carbohydrate, mediterranean, or low-fat diet. N Engl J Med 2008;359(3);229–41.
  34.  Gardner CD, et al. Comparison of the Atkins, Zone, Ornish, and learn Diets for Change in Weight and Related Risk Factors Among Overweight Premenopausal Women. The a to z Weight Loss Study: A Randomized Trial. JAMA. 2007;297:969–977.
  35.  Brehm BJ, et al. A Randomized Trial Comparing a Very Low Carbohydrate Diet and a Calorie-Restricted Low Fat Diet on Body Weight and Cardiovascular Risk Factors in Healthy Women. J Clin Endocrinol Metab 2003;88:1617–1623.
  36.  Samaha FF, et al. A Low-Carbohydrate as Compared with a Low-Fat Diet in Severe Obesity. N Engl J Med 2003;348:2074–81.
  37.  Sondike SB, et al. Effects of a low-carbohydrate diet on weight loss and cardiovascular risk factor in overweight adolescents. J Pediatr. 2003 Mar;142(3):253–8.
  38.  Aude YW, et al. The National Cholesterol Education Program Diet vs a Diet Lower in Carbohydrates and Higher in Protein and Monounsaturated Fat. A Randomized Trial. Arch Intern Med. 2004;164:2141–2146.
  39.  Volek JS, et al. Comparison of energy-restricted very low-carbohydrate and low-fat diets on weight loss and body composition in overweight men and women. Nutrition & Metabolism 2004, 1:13.
  40.  Samaha FF, Iqbal N, Seshadri P, et al: A low-carbohydrate as compared with a low-fat diet in severe obesity. In: N. Engl. J. Med.. 348, Nr. 21, 2003, S. 2074–81. doi:10.1056/NEJMoa022637. PMID 12761364.
  41.  Dansinger ML, Gleason JA, Griffith JL, et al: Comparison of the Atkins, Ornish, Weight Watchers, and Zone diets for weight loss and heart disease risk reduction: a randomized trial. In: JAMA. 293, Nr. 1, 2005, S. 43–53. doi:10.1001/jama.293.1.43. PMID 15632335.
  42.  Nordmann AJ, Nordmann A, Briel M, et al: Effects of low-carbohydrate vs low-fat diets on weight loss and cardiovascular risk factors: a meta-analysis of randomized controlled trials. In: Arch. Intern. Med.. 166, Nr. 3, 2006, S. 285–93. doi:10.1001/archinte.166.3.285. PMID 16476868.
  43.  M. Hession, Hession M, Rolland C, Kulkarni U, Wise A, Broom JSystematic review of randomized controlled trials of low-carbohydrate vs. low-fat/low-calorie diets in the management of obesity and its comorbidities. In: Blackwell Publishing (Hrsg.): Obesity Reviews. 10, Nr. 1, 12. August 2008, ISSN 1467-789X, S. 36–50. doi:10.1111/j.1467-789X.2008.00518.x. PMID 18700873.
  44.  Ajala O., English P., Pinkney J.: Systematic review and meta-analysis of different dietary approaches to the management of type 2 diabetes. In: The American Journal of Clinical Nutrition. 97, Nr. 3, 2013, S. 505–516. doi:10.3945/ajcn.112.042457.

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